Titel
JGM 3/4: Jahrgangsgemischtes Lernen in der 3. und 4. Klasse der Grundschule
Projektleitung
Dr. Meike Munser-Kiefer (Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Sabine Martschinke (Universität Erlangen-Nürnberg)
Projektmitarbeiterin
Sandra Feuchtenberger (Universität Erlangen-Nürnberg)
Kooperationspartner
Prof. Dr. Andreas Hartinger (Universität Augsburg)
Erhebungszeitraum
September 2014 bis Juli 2016
Stichprobe
N = 1595 Drittklässler aus 124 bayerischen Grundschulklassen (njahrgangsgemischt=64; njahrgangshomogen=60) aus dem Raum Mittelfranken und Augsburg
Förderung
Drittmittel gefördert durch die Staedtler-Stiftung
Zielsetzung
Deutschlandweit wurde in den vergangenen Jahren eine große Anzahl an jahrgangsgemischten Klassen in der Grundschule etabliert, vorrangig in der ersten und zweiten Klasse, neuerdings aber auch in der dritten und vierten Klasse oder anderen Kombinationen.
Neben schulorganisatorischen Notwendigkeiten ist die Grundidee, die künstlich gespreizte Heterogenität dieser Klassen bewusst pädagogisch-didaktisch zu nutzen: Man verspricht sich z.B. Vorteile durch Modelllernen im Lern- und Arbeitsverhalten sowie durch soziales Lernen im tutoriellen Setting. Gerade der Übergang in die Schule könnte durch das Vorbild der jeweils älteren Schüler und der Übertritt in die weiterführenden Schulen durch die vorab geteilten Erfahrungen erleichtert und weniger belastend erlebt werden (für Schüler_innen, Eltern und Lehrkräfte). Eine Intensivierung des Lernens erwartet man durch verstärkte soziale Ko-Konstruktion und durch die Öffnung des Unterrichts erhofft man sich mehr Potenzial für individuelle und adaptive Lernprozesse.
Internationale Studien zeigen nahezu keine Unterschiede in den Leistungen und es werden eher positive Effekte im Persönlichkeitsbereich erwartet. In nationalen Studien finden eine systematische Evaluation und Entwicklung für das jahrgangsgemischte Lernen bislang nur für das erste und zweite Schuljahr statt. Hier zeigen sich vorrangig auf der Basis von Modellversuchen Hinweise, dass die Jahrgangsmischung im Leistungsbereich in etwa vergleichbare oder leicht bessere Ergebnisse erzielt (zusammenfassend: Kuhl, Felbrich, Richter, Stanat & Pant 2013). Obwohl grundsätzlich eher keine Leistungseffekte durch strukturelle Maßnahmen zu erwarten sind, können diese jedoch den Innovationsdruck erhöhen und eine veränderte Unterrichtsgestaltung notwendig machen. In Modellversuchen zeigte sich häufig eine individualisierende und differenzierende Unterrichtsgestaltung mit weniger frontalem Unterrichtsstil der Lehrkraft
Ein direkter Übertrag der Befunde aus der ersten und zweiten Jahrgangsstufe ist schwierig, da Aufgaben und Ziele in der dritten und vierten Klasse im Vergleich zur Schuleingangsstufe deutlich anders geartet sind. Zudem ist die vierte Klasse durch den Übertritt auf die weiterführenden Schulen eine Gelenkstelle im Bildungssystem der meisten Bundesländer. Dies stellt besondere Anforderungen an Lehrkräfte, Schüler_innen und mittelbar auch an die Eltern und kann mit Belastungen verbunden sein.
Die vorliegende Studie (Kooperationsprojekt der FAU Erlangen-Nürnberg und der Universität Augsburg) hat deshalb zum Ziel, das jahrgangsgemischte Lernen in der dritten und vierten Klasse zu evaluieren. Sie startete im Schuljahr 2014/2015 mit 124 Klassen (njahrgangsgemischt=64; njahrgangshomogen=60) in der dritten Klasse (N=1595) und läuft über zwei Schuljahre. In einem längsschnittlichen Untersuchungsdesign mit sieben Messzeitpunkten werden in diesem Zeitraum Lehrer_innen-, Schüler_innen- und Elterndaten erhoben, um damit Hinweise auf (differenzielle) Effekte auf die Leistungs- und Persönlichkeitsentwicklung der Schüler_innen sowie auf das Belastungserleben von Lehrkräften, Schüler_innen und Eltern zu finden. Dazu werden vorrangig quantitative Befragungs- und Beobachtungsinstrumente eingesetzt, aber auch qualitative Erhebungsformen (z.B. Lehrerinterviews). Langfristig sollen Lehrer- und auch Unterrichtsvariablen zur Erklärung der Leistungs- und Persönlichkeitsentwicklung herangezogen werden.
Veröffentlichungen zu ersten Ergebnissen
Munser-Kiefer, M., Martschinke, S. & Hartinger, A. (2016). Selbstbestimmtes Lernen im jahrgangsgemischten Unterricht der 3. und 4. Klasse – erste Ergebnisse aus einer Evaluationsstudie. In F. Heinzel & K. Koch (Hrsg.). Individualisierung von Unterricht. Transformation – Wirkungen – Reflexionen. Jahrbuch Grundschulforschung 2016. Verlag Springer VS.
Munser-Kiefer, M., Martschinke, S. & Hartinger, A. (ersch. 2017). Jahrgangsmischung als strukturelle Alternative zur Jahrgangsklasse – eine Studie zu Unterricht und
Lehrkräften in kombinierten dritten und vierten Klassen. In S. Miller u.a. (Hrsg.), Profession und Disziplin – Grundschulpädagogik im Diskurs. Jahrbuch Grundschulforschung 2017. Verlag Springer VS.