Titel des Projekts
Inklusion: zusammenHALTEN & zusammenLERNEN
Projektleitung
Projektmitarbeiter_innen
Carmen Trautner, Alysha Gleixner, Johanna Jestaedt, Sonja Holtgreife, Stefanie Henning, Johanna Nachtmann
Laufzeit
Pilotstudie: Januar 2015 bis Oktober 2015
Stichprobe
7 Schulklassen der 1 bis 4. Jahrgangsstufe (n=127) in bayerischen Grundschulen (Stadt Nürnberg)
Zielsetzung
Das Gesamtprojekt zusammenHALTEN & zusamenLERNEN zielt darauf ab, Ge- und Misslingensbedingungen für soziale Integration und erfolgreiche Modelllernprozesse in Unterricht und Schulleben im Hinblick auf benachteiligte Kinder zu identifizieren.
Studie
Die Grundschule ist aufgrund ihrer unselektierten Schülerschaft ein Ort, an dem unterschiedlichste Kinder mit- und voneinander lernen. Insbesondere für Kinder aus ungünstigen Verhältnissen (z.B. bildungsferne und/ oder arme bzw. armutsgefährdete Elternhäuser, Migrationshintergrund mit Sprachschwierigkeiten usw.) könnte das Modelllernen und die kognitive Vielfalt in einer heterogenen Gruppe eine große Chance sein, um vor- und außerschulische Defizite auszugleichen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch vermutlich, dass es gelingt, dass sich die gesellschaftliche Gruppenzugehörigkeit im Klassenzimmer aufhebt und sich die Kinder untereinander „mischen“.
Diese Mischung kann sich in informellen Sozialkontakten (z.B. beim Spielen in der Pause oder zu Hause) und in der freiwilligen, aber auch von Dritten festgelegten Zusammenarbeit im Klassenzimmer manifestieren.
Für soziale und kognitive Lernprozesse wäre dabei bedeutsam, dass Modelllernprozesse stattfinden können: Dazu müssten die Kinder (mindestens) die Gelegenheit bekommen, die Interaktionen zu beobachten (Aneignungsphase) sowie die beobachteten Verhaltensweisen und/oder Wissenselemente aktiv für sich zu verarbeiten (Ausübungsphase). Darüber hinaus sind für das Lernen vom Modell das soziale Ansehen und der Erfolg des Modells entscheidend, so dass das Verhalten und/ oder Wissen potentieller Modelle vom Lerner als positiv empfunden werden müssten. So könnten auch unter Minimalbedingungen (ohne soziale Integration mit positiver Beziehungsebene) erfolgreiche Modelllernprozesse stattfinden.
Günstiger und pädagogisch wünschenswert wäre dagegen eine soziale Integration, die sich in informellen Sozialkontakten (z.B. beim Pausenspiel), in einem positiven Klima (z.B. auf Klassenebene) und einen positiven Selbstkonzept der sozialen Integration sowie in gelingender sozialer Ko-konstruktion bei der Zusammenarbeit zeigt.
Methode
Im Forschungsprojekt zusammenHALTEN & zusammenLERNEN sollen dazu benachteiligte Kinder identifiziert werden, die mehrere Risikofaktoren für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn (z.B. niedriger finanzieller Status, familiäre Situation, geringes kulturelles Kapital, geringe Bildungsaspirationen/Bildungsinvestment, sprachliche Schwierigkeiten) auf sich vereinen.
Im Anschluss soll das Ausmaß der sozialen Integration im Klassenzimmer bestimmt werden, indem das Klassenklima im Allgemeinen, der Sozialstatus der einzelnen Kinder in der Klasse in der Außenwahrnehmung und das Selbstkonzept der sozialen Integration in der Eigenwahrnehmung der Kinder erfasst werden.
Darüber hinaus soll das Gelingen von Modelllernprozessen in den Blick genommen werden, um zu überprüfen, ob dies einen kompensatorischen Effekt auf die Lern- und Sozialentwicklung hat. Dazu sollen in einer Best-Practice-Analyse qualitativ Prozesse der sozialen Ko-Konstruktion bei der Zusammenarbeit analysiert werden. Parallel dazu soll quantitativ die kognitive Entwicklung über ausgewählte Leistungsbereiche (Deutsch und Mathematik), die Übertrittsquote an höhere weiterführende Schulen sowie die Entwicklung der sozialen Kompetenzen erfasst werden.
Die folgende Tabelle listet geplante Variablen und Erfassungsmethoden auf:
Risikokinder |
sozio-ökonomischer Hintergrund kulturelles Kapital Bildungsaspiration/-investment |
Lehrerinterview Schülerfragebogen (entfällt in der Pilotuntersuchung) |
soziale Integration |
soziale Interaktion |
teilnehmende Beobachtung ausgewählter Kinder im Time-sampling Verfahren in Wochenplanarbeitsphasen |
soziale Ko-Konstruktion |
Eventsampling von Videographien kooperativer Arbeitsphasen in Partner- und Gruppenarbeit |
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Sozialstatus in der Klasse |
Soziogramm zu informellen Sozialkontakten und zur Zusammenarbeit |
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erlebtes Klassenklima erlebte Zusammenarbeit |
Schülerfragebogen |
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Selbstkonzept sozialer Integration |
Schülerfragebogen |
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Modellernprozesse |
Lernentwicklung |
Leistungstest (entfällt in der Pilotuntersuchung) |
Sozialentwicklung |
Lehrerfragebogen zum Sozialverhalten (entfällt in der Pilotuntersuchung) gespiegelte Verhaltensweisen (entfällt in der Pilotuntersuchung) |
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Best-Practice-Analyse |
Ge- und Misslingensbedingungen |
Lehrerinterview zu Maßnahmen zur Förderung von sozialer Inklusion und Modelllernprozessen |
Pilotstudie
In der aktuell laufenden Pilotstudie (Laufzeit: Januar bis Oktober 2015) finden dazu in 7 Klassen der 1. bis 4. Jahrgangsstufe (N=127) Vorarbeiten statt, die folgenden Fragestellungen nachgehen:
- Wie lassen sich benachteiligte Kinder identifizieren?
- Welchen Sozialstatus haben benachteiligte Kinder in der Klassengemeinschaft?
- Wie erleben die Kinder die Klassengemeinschaft und die Zusammenarbeit?
- Wie ist das Selbstkonzept der sozialen Integration dieser Kinder ausgeprägt?
- Wie gestaltet sich soziale Ko-Konstruktion? Sind benachteiligte Kinder aktiv an der Zusammenarbeit (z.B. in der Partner- und/oder Gruppenarbeit) beteiligt oder sind sie zumindest potentiell aufmerksam?
- Was sind Ge- bzw. Misslingensbedinungen für eine positive soziale Inklusion und Modelllernprozesse auf Ebene des Unterrichts und des Schullebens?