Titel des Projekts

BISU: Belastungen in einer inklusiven Schule und im gemeinsamem Unterricht begegnen – ressourcenorientiertes Empowerment für Lehrkräfte

 

Projektpartnerinnen und -partner

Prof. Dr. Sabine Martschinke, Prof. Dr. Bärbel Kopp & Christian Elting (Institut für Grundschulforschung)

Prof. Dr. Cornelia Niessen & Carina Schröder (Lehrstuhl für Psychologie im Arbeitsleben)

 

Kurzbeschreibung

In einem inklusiven Bildungssystem werden Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf, Verhaltensauffälligkeiten und Migrationshintergrund nicht ausgeschlossen, sondern lernen mit anderen Kindern von Anfang an gemeinsam. Durch vielfältige gesellschaftliche Transformationen (z.B. Flucht und Vertreibung, UN-Behindertenrechtskonvention) nimmt die Bandbreite an Heterogenität zu und die Anzahl an Kindern mit besonderem Förderbedarf im gemeinsamen Unterricht steigt an. Lehrkräfte stehen dadurch vor zusätzlichen und steigenden An- und Herausforderungen. Schon lange sind aber Lehrkräfte häufiger als andere Personen- und Berufsgruppen hoch belastet und von Burn-out und/oder psychischen Krankheiten betroffen, die auch mit Frühpensionierungen einhergehen (Chang 2009; Aloe, Amo & Shanahan 2014; Niessen, Mäder, Stride & Jimmieson 2017). Die größere Belastung und eine höhere emotionale Erschöpfung gehen letztlich auch zu Lasten der Schülerinnen und Schüler (Klusmann & Richter 2014).

Damit stellt sich die Frage, wie Lehrkräfte in allen drei Phasen der Lehrerbildung ihre personalen, sozialen und emotional-energetischen Ressourcen so einsetzen (können), dass sie (wieder) ihre Arbeit als bedeutsam ansehen, mehr Selbstwirksamkeit haben, stärker selbst determiniert handeln – und damit ein stärkeres Empowerment erleben (Spreitzer 1995). Diese Frage beantwortet unser bereichs- und (langfristig auch) phasenübergreifend angelegtes Kooperationsprojekt zwischen dem Lehrstuhl für Psychologie im Arbeitsleben und dem Institut für Grundschulforschung.

Ziel des geplanten Projekts ist die Entwicklung und Evaluation einer modular aufgebauten Aus- und Fortbildungseinheit,

  • die belastende Situationen in inklusiven Settings identifiziert und bewusst macht („Kern“),
  • eine reflektierte Auseinandersetzung mit den personalen Ressourcen (insbesondere inklusive Einstellungen und Selbstwirksamkeit) für den Umgang mit diesen spezifischen Belastungen stärkt (Modul 1),
  • soziale Ressourcen (z.B. Hilfsangebote, Kooperationen und Netzwerke) und ihre Notwendigkeit erkennbar macht und Möglichkeiten für einen weiteren Ausbau aufzeigt (Modul 2)
  • und eine adäquate Mobilisierung und Nutzung emotionaler und energetischer Ressourcen fördert (Modul 3).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Umsetzung des Aus- und Fortbildungskonzepts erfolgt vorrangig in Workshops, die Verknüpfung mit E-Learning-Elementen wird zur Intensivierung der Prävention bzw. Intervention genutzt bzw. als flankierende, aber zeitökonomische Variante ergänzt. Dazu sollen als erfolgversprechende innovative Lehr- und Lernkonzepte selbstreflexives, fallbasiertes und situiertes Lernen genutzt werden (Martschinke & Kopp 2010). In allen Modulen werden zunächst allgemeine Wissenselemente (zu Belastungen und zu Ressourcen) vermittelt, dann aber spezifisch auf belastende Situationen und Fälle in inklusiven Settings angewendet.

Die Fragestellungen der formativen und summativen Evaluation des Aus- und Fortbildungskonzeptes lauten:

Bedarfsanalyse

  • In welchen Situationen und bei welchen Fällen in inklusiven Settings nehmen Lehrkräfte (und Studierende) besondere Belastungen wahr?

Effekte der Fortbildung

  • Wie nutzen und akzeptieren die Lehrkräfte das Fortbildungsangebot (Dauer, Häufigkeit, Zufriedenheit, Lernnutzen)?
  • Wie erfolgreich ist die Fortbildung in Bezug auf personale Ressourcen (Modul 1), in Bezug auf soziale Ressourcen (Modul 2), in Bezug auf energetisch-emotionale Ressourcen (Modul 3)?

Optimierung des Fortbildungsformats

  • Welche Fortbildungsformen und -aktivitäten werden als hilfreich empfunden?
  • Was sind hemmende und fördernde Faktoren bei der Umsetzung?
  • Gibt es Unterschiede in der Bewertung der Workshopangebote und der Online-Angebote?

In der beantragten Pilotphase soll sich das Angebot zunächst an Grundschullehrkräfte (evtl. auch interessierte Mittelschullehrkräfte) richten. Je nach Nachfrage sollten 30 bzw. (in zwei parallelen Angeboten) 60 Personen in die Fortbildung eingebunden werden. In einer zweiten Welle nach der Förderphase soll das Angebot phasen-, lehramts- und professionsübergreifend ausgerichtet werden.

Folgende Projektphasen sind geplant:

1.Phase:

Januar bis März 2018

  • Identifikation typischer belastender Fälle und Situationen in inklusiven Settings (Interviews mit Lehrkräften)
  • Auswertung und Aufbereitung der Fälle und Situationen für die Workshops und das Online-Angebot für (selbst-)reflexive Aufgaben

2.Phase:

April bis Juli 2018

  • Planung und Entwicklung der Workshop- und Online-Angebote
  • Rekrutierung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Stichprobe)
  • Entwicklung der Evaluationsinstrumente (Fragebögen)

3.Phase:

August bis Dezember 2018

  • Durchführung und Evaluation des Pilotprojekts mit Lehrkräften der Grundschule in drei Workshopangeboten mit zusätzlichen Online-Phasen im sozialen Netzwerk

 

Laufzeit

Januar bis Dezember 2018

 

Finanziert durch

Innovationsfonds Lehre (Themenschwerpunkt „Fokus Lehrerinnen- und Lehrerbildung“) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

 

Präsentationen

Vortrag auf der 27. Jahrestagung der Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe der DGfE:

Martschinke, S., Elting, Ch., Kopp, B., Niessen, C. & Schröder, C. (Abstract eingereicht, 2018). Belastende Situationen und Fälle in inklusiven Settings – erste Ergebnisse aus dem Kooperationsprojekt BISU.

(Veranstalter: DGfE, Goethe-Universität Frankfurt am Main)

 

Literatur

Aloe, A. M., Amo, L. C., & Shanahan, M. E. (2014). Classroom management self-efficacy and burnout: A multivariate meta-analysis. Educational Psychology Review, 26(1), 101–126.

Chang, M. (2009). An appraisal perspective of teacher burnout: Examining the emotional work of teachers. Educational Psy­chology Review, 21(3), 193–218.

Klusmann, U., & Richter, D. (2014). Beanspruchungserleben von Lehrkräften und Schülerleistung. Zeitschrift für Pädagogik, 60(2), 202-224.

Martschinke, S. & Kopp, B. (2010). Selbstreflexives und forschendes Lernen als Mittel zum Erwerb günstiger Orientierungen für den Umgang mit Heterogenität. Eine hochschuldidaktische Studie. In: Abel, J. & Faust, G. (Hrsg.). Wirkt Lehrerbildung? Beiträge aus der empirischen Forschung. Münster: Waxmann-Verlag, 291-299.

Niessen, C., Mäder, I., Stride, C., & Jimmieson, N.L. (2017). Thriving when exhausted: The role of perceived transformational leadership. Journal of Vocational Behavior.

Spreitzer, G. M. (1995). Psychological empowerment in the workplace: Dimensions, measurement, and validation. Academy of Management Journal, 38(5), 1442-1465.