- Plenarvortrag 1: Qualitative Forschungsmethoden und Auswertungsverfahren - Ein Überblick
- Plenarvortrag 2: Quantitative Analysen mit latenten Variablen
- W1: Dokumentarische Methode
- W2: Theoretische Fundierung und adäquate Methodenwahl als Ausgangspunkt qualitativen Forschens
- W3: Quantitativ-empirische Datenanalyse in der Lehr-Lernforschung – Eine Einführung
- W4: Raschmodelle
- W5: Einführung in die Mehrebenenanalyse
- W6: Testkonstruktion
- W7: Ethnografische Bildungsforschung
- W8: Durchführung von Interviews mit Kindern
Plenarvortrag 1: Qualitative Forschungsmethoden und Auswertungsverfahren – Ein Überblick
Prof. Dr. Burkhard Fuhs, Universität Erfurt
Qualitative Forschung hat sich in den letzten Jahren verändert und ist zu einer Forschungsmethode unter anderen geworden.
Vielfältige Erhebungs- und Auswertungsverfahren haben zu einen Technisierung und Professionalisierung der qualitativen Verfahren geführt und das zentrale Anliegen des Ansatzes in den Hintergrund gedrängt.
Der Vortrag fragt nach den Grundlagen der Qualitativen Forschung und untersucht die Bedeutung des qualitativen Nachdenkens in der Erziehungswissenschaft als ein Arbeiten an der Grenze (zweier) Bedeutungswelten.
Plenarvortrag 2: Quantitative Analysen mit latenten Variablen
Prof. Dr. Johannes Hartig, DIPF Frankfurt
Für viele typische Fragestellungen der empirischen Bildungsforschung, die mithilfe von quantitativen Analyseverfahren untersucht werden, gehören statistische Modelle mit latenten Variablen inzwischen zu den Standard-Methoden. Häufige Anwendungen sind Analysen von Daten aus standardisierten Tests mit Modellen der Item-Response-Theorie (IRT) (z. B. dem Raschmodell), Analysen von Zusammenhangsstrukturen mit Strukturgleichungsmodellen sowie Analysen von Daten aus hierarchischen Stichproben (z. B. Schüler/innen in Schulklassen) mit Mehrebenen-Analysen. Diese Methoden werden in der wissenschaftlichen Ausbildung häufig unabhängig voneinander vermittelt. Der Vortrag zeigt, dass sich diese Methoden alle in einem gemeinsamen, allgemeinen Rahmen von Modellen mit latenten Variablen beschreiben lassen. Diese allgemeinere Perspektive erlaubt ein tieferes Verständnis der einzelnen Methoden, das über das Abarbeiten vorgegebener Arbeitsschritte in spezifischen Statistik-Programmen hinaus geht. An Beispielen wird illustriert, für welche typischen Fragestellungen welche spezifischen Verfahren zweckmäßig sind, und in welchen Fällen auch verschiedene Methoden für dieselben Daten angemessen sein können.
W1: Die dokumentarische Methode in der qualitativen Lehr-/Lernforschung
Dr. Matthias Martens, Göthe-Universität Frankfurt a. Main
Die dokumentarische Methode wurde von Ralf Bohnsack in Rückgriff auf die Wissenssoziologie Karl Mannheims entwickelt. Konstitutiv ist die Unterscheidung verschiedener Wissensformen (konjunktives und kommunikatives Wissen) der Beforschten, die im Rahmen unterschiedlicher Auswertungsschritte zugänglich gemacht werden. Durch den methodischen Zugriff auf das kommunikative und konjunktive Wissen ist die Rekonstruktion von Orientierungen der Beforschten als Kombination von theoretisch-reflexivem und implizitem Wissen möglich. Ziel des Vorgehens ist eine Theoriebildung zum Untersuchungsgegenstand.
In den vergangenen Jahren hat sich die dokumentarische Methode zu einem zentralen Ansatz der rekonstruktiven Sozialforschung entwickelt, der sich auch in der qualitativ-empirischen Lehr-/Lernforschung wachsender Beliebtheit erfreut. Die Attraktivität der Methode liegt darin begründet, dass das ursprünglich für die Analyse von Gruppendiskussionen entwickelte Verfahren inzwischen methodologisch und methodisch auch für die Analyse weiterer Datentypen ausdifferenziert werden konnte (z.B. narrative Interviews, Feldforschungsprotokolle, historische Texte, Bilder, Fotos, Videographien).
Der Workshop wird anhand der klassischen Analyse von Gruppendiskussionen in die methodologischen und methodischen Grundlagen der dokumentarischen Methode einführen. Im Fokus stehen dann neuere Weiterentwicklungen der Methode zur Analyse von audio-visuellem Material am Beispiel von Unterrichtsvideographien. Nach Absprache besteht die Möglichkeit, empirisches Material der Teilnehmenden zu diskutieren.
Literaturhinweise:
Bohnsack, R. (2007). Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. Opladen: Barbara Budrich.
Loos, P. & Schäffer, B. (2001). Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendung. Opladen: Leske + Budrich.
Nohl, A.-M. (2009). Interview und die dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS.
Przyborski, A. (2004). Gesprächsanalyse und dokumentarische Methode. Qualitative Auswertung von Gesprächen, Gruppendiskussionen und anderen Diskursen. Wiesbaden: VS.
W2: Theoretische Fundierung und adäquate Methodenwahl als Ausgangspunkt qualitativen Forschens
Dr. Michaela Vogt, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Grundlage eines überzeugend angelegten Forschungsprojektes ist die stringente Ableitung der konkreten Forschungsmethodik aus der Fragestellung der Untersuchung und ihren methodologischen und wissenschaftstheoretischen Implikationen.
Mit dem Fokus auf qualitative Forschungsmethoden werden im Workshop Möglichkeiten der theoretischen Fundierung und methodischen Bearbeitung eines Forschungsprojektes im Allgemeinen aufgezeigt und an einem laufenden DFG-Projekt konkretisiert. Im Sinne der Exemplarizität soll zudem die historisch-kontextualisierende Inhaltsanalyse und deren Umsetzung mit der QDA-Software Atlas.ti besondere Berücksichtigung finden.
W3: Quantitativ-empirische Datenanalyse in der Lehr-Lernforschung – Eine Einführung
Dipl.-Psych.Regina Staudenmeier, ZILL Universität Erlangen-Nürnberg
Es werden Grundlagen der Hypothesenbildung und Versuchsplanung sowie gebräuchliche quantitative Datenanalysemethoden der Lehr-Lernforschung vorgestellt. Dazu gehören Korrelationen und Regression sowie Verfahren zur Berechnung von Mittelwertsunterschieden. Diese werden u.a. anhand von Beispielen mit dem Programm SPSS vorgestellt.
W4: Raschmodelle
Prof. Dr. Michael Kleine, Universität Bielefeld
In quantitativen Vergleichsstudien bekommen Probanden oftmals nicht das gesamte Testmaterial, sondern nur eine Auswahl davon. Dieses führt dazu, dass Verfahren der klassischen Testtheorie nicht mehr greifen, sondern Wahrscheinlichkeitsmodelle angewendet werden, die in der empirischen Praxis oftmals unter dem Namen "Raschmodelle" laufen. Dieses Vorgehen hat somit unmittelbare Folgen für die Interpretation der Daten und ihre Verwendbarkeit. In diesem Workshop soll ein Einblick in das Thema Raschskalierung erfolgen sowie Möglichkeiten und Grenzen ausgelotet werden.
W5: Einführung in die Mehrebenenanalyse
Dipl.-Psych. Eva Fritzsche, ZILL Universität Erlangen-Nürnberg
In der empirischen Lehr-Lernforschung haben wir es häufig mit so genannten geschachtelten Daten zu tun. Beispielsweise befinden sich Schülerinnen und Schüler in Klassen, die wiederum zu einer bestimmten Schule gehören. Um Verzerrungen bei der Analyse derartiger Daten zu vermeiden, ist die Mehrebenenanalyse mittlerweile das Mittel der Wahl. Im Workshop wird eine grundlegende Einführung in die Mehrebenenanalyse gegeben.
Um von der Veranstaltung profitieren zu können, sind grundlegende Kenntnisse und Anwendungserfahrungen in deskriptiver Statistik und Regressionsanalyse hilfreich.
W6: Testkonstruktion
Prof. Dr. Markus Bühner, LMU München
Ziel einer Testkonstruktion ist in der Regel die Überprüfung von Wissen, das Erfassen von psychologischen Konstrukten, die Klassifikation von Personen oder aber auch die Trennung von Personengruppen. Je nach dem, welches Ziel man verfolgt, benötigt man unterschiedliche Indikatoren für einen Test. Man unterscheidet hier formative und reflektive Indikatoren. Während die meisten psychologischen Tests auf reflektiven Indikatoren beruhen, ist dies in anderen Anwendungsbereichen zum Beispiel bei der Erfassung von Wissen oder der Gruppentrennung nicht notwendig. Hier werden formative Indikatoren verwendet. Formative Indikatoren definieren ein Konstrukt, während bei reflektiven Indikatoren das Konstrukt die Indikatoren definiert. Psychologische Testtheorien gelten nur für reflektive Indikatoren. Daher wird in diesem Workshop auf Unterschiede beider Konzepte eingegangen. Weiterhin wird ein grundlegender und knapper Überblick über die Klassische und Probabilistische Testtheorie gegeben.
W7: Ethnographische Bildungsforschung
Prof. Dr. Jutta Wiesemann, Universität Siegen
Nach einer kurzen Einführung in die Varianten ethnographischen Forschens wird der „Dreier Schritt“ Teilnahme – Beobachten – „dichtes“ Schreiben/ „dichtes“ Zeigen am Beispiel aktueller Forschungsarbeiten gemeinsam erarbeitet. Zentral dabei wird die praktische Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Daten und Auswertung sein. Die WorkshopteilnehmerInnen haben die Möglichkeit, von ihnen erhobenes Material (Beobachtungsprotokolle, Dokumente aus dem Feld, Gespräche und Interviews, Videomaterial) bis zum 10. September 2012 bei mir einzureichen (wiesemann@erz-wiss.uni-siegen.de) und dem Workshop als Arbeitsgrundlage zur Verfügung zu stellen.
W8: Durchführung von Interviews mit Kindern (und Jugendlichen) - methodische Herausforderungen für eine Erfassung der kindlichen Perspektive
Prof. Dr. Viola Hartung-Beck, Universität Wuppertal
Die Erfassung kindlicher Perspektiven über qualitative Interviews ist - wie natürlich auch die Erfassung anderer Personengruppen - an spezifische Anforderungen an Interview, Interviewer und Interviewtechnik gebunden. Interviews mit Kindern (und Jugendlichen) stellen gerade in der Bildungs- und Schulforschung ein immer häufiger eingesetztes Verfahren dar, dessen Durchführung aber für den Forscher bzw. die Forscherin neben den eigentlich interessierenden fachlichen Fragen zu einer Wissenschaft für sich wird. Bei der Interviewplanung, Konzeption der Leitfäden oder anderer Zugänge müssen sehr viel mehr entwicklungsspezifische Konzepte und Modelle berücksichtigt werden, um valide Aussagen aus dem Interviewmaterial herausarbeiten zu können, als dies zum Beispiel bei Interviews mit Erwachsenen der Fall ist. Im Workshop sollen deshalb unterschiedliche leitfadengestützte und narrative Zugänge zur Erfahrungswelt von Kindern und Jugendlichen vorgestellt und praktische Beispiele in Hinblick auf deren Vor- und Nachteile gemeinsam diskutiert werden. Ziel ist es, konkrete Vorstellungen und praktische Fähigkeiten (weiter) zu entwickeln, wie im Vorfeld wichtige Aspekte zur Durchführung eines Interviews berücksichtigt werden können, wie die konkrete Gestaltung der Interviewsituation selbst aussehen kann und wie bereits zu diesem frühen Zeitpunkt eine Absicherung für eine valide Auswertung der qualitativen Daten getroffen werden kann.
E1:Academic Writing
Dzifa Vode. Georg Simon Ohm University of Applied Sciences, Nürnberg
Writing can be a painful process, especially if nothing less than your academic career depends on the text to be written.
All academic writing is about more than just your research findings. Besides the content, every author has at least two other aspects to deal with. First, language. Of course you want to write in a clear, concise and elegant manner. However, the sentences you produce sound awkward and clumsy. Your mind is filled with great ideas, but whenever you write something down, it is a world away from the perfectly crafted language in the articles of the journals you read. Second, the process. Whenever you sit down to actually write something, you get a rising feeling of panic. The amount of work to be done seems so overwhelming that you immediately switch to another task like tidying up or sorting your books by colour.
In this workshop, we will discuss what characterizes academic writing in your discipline and what constitutes good style. You will find out how to continuously improve your writing skills and how to organize your writing process. We will talk about writing, reflect on our own writing habits, share successful strategies with each other and work with our own and others’ texts.
Workshop topics:
- Types of writers and writing strategies
- Characteristics of academic language
- The elements of good style
- Giving and receiving text feedback
Requirements: ability to communicate quite fluently in English
Please bring with you a piece of your own academic writing, about 5 pages long – an excerpt is fine – and definitely a work-in-progress rather than a finished product.
Critical Friends
- Prof. Dr. Maria Fölling-Albers, Universität Regensburg
- Prof. Dr. Wolfgang Einsiedler, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- Prof. Dr. Gisela Kammermeyer, Universität Koblenz-Landau
- Prof. Dr. Annedore Prengel, Universität Potsdam
- Prof. Dr. Georg Breidenstein, Universität Halle
Im Rahmen einer Einzelfallberatung oder in Kleingruppen (je nach Anzahl der eingehenden Abstracts) werden einzelne eingereichte Forschungsvorhaben begutachtet, und beraten. Bitte senden Sie im Vorfeld ein Abstract zu Ihrer Arbeit ein (Link Anmeldung zu zweitägigen Workshops / Einreichung eines Abstracts). Die Zuteilung zu den "critical friends" erfolgt aufgrund Ihres Themenfeldes und in Absprache mit den jeweiligen Personen an einem der beiden Termine.